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E-Autos können bald mehr als Sie von A nach B zu bringen. Sie können als flexible Energiespeicher fungieren und Stromnetze entlasten. Wie? Durch Bidirektionales Laden. Was das ist und wie Sie die Vorteile für sich nutzen können, lesen Sie in diesem Gastbeitrag von Christian Rahn.

Bidirektionales Laden ist ein Begriff, den Sie in Zukunft wohl noch öfter hören werden. Denn Bidirektionales Laden könnte einen wichtigen Beitrag zur Energiewende leisten. Aber erst einmal: Was heißt Bidirektionales Laden überhaupt? Bidirektionales Laden heißt, dass Energie in beide Richtungen ausgetauscht werden kann. Ihr E-Auto also nicht nur Strom aufnehmen, sondern auch wieder abgeben kann. Das Wichtigste aber: Ihr E-Auto kann Strom speichern. Zum Beispiel überschüssigen Strom, den eine Photovoltaik auf Ihrem Dach an einem sonnigen Tag produziert. In diesem Fall könnte also Ihr E-Auto den Solarstrom speichern, um ihn im Dunkeln wieder ins Hausnetz zurückzuspeisen.

Die Batterien von E-Autos können übrigens einiges: Sie haben fast die zehnfache Speicherkapazität eines normalen stationären Batteriespeichers. Und sie werden immer größer. Ein VW ID.3 fasst beispielsweise ganze 77 Kilowattstunden. Um das in Relation zu setzen: Von dieser Energie kann eine vierköpfige Familie im eigenen Haus fünf Tage lang mit Strom versorgt werden – und trotzdem kann das E-Auto noch 200 Kilometer am Tag durch die Gegend fahren.

Das E-Auto als Energiespeicher für Zuhause.

Konkret heißt das für Sie: Ihr E-Auto kann in Ihrem Zuhause einen Festspeicher ersetzen. Das nennt man dann V2H, also Vehicle to home. Und das ist praktisch, vor allem, da Lieferengpässe bei Solarspeichern vorprogrammiert sind. 85 Prozent der Kunden von Otovo, der Solarplattform für Endkunden, ordern ihre Photovoltaikanlage in Verbindung mit einem Speicher. Und die Nachfrage wird weiterhin stark steigen.

Wieso herumstehende E-Autos wichtig für die Energiewende sind.

Die Technologie ist aber nicht nur für Privathaushalte von Vorteil. Das gesamte Stromnetz kann durch die E-Autos als Zwischenspeicher entlastet werden. Bei V2G – Vehicle to Grid – lädt ein intelligentes Energiemanagement das E-Auto bei einem Überangebot an Strom und entlädt es wieder bei einem hohen Bedarf.
So können wir herumstehenden E-Autos einen neuen Sinn geben. Und zu 95 Prozent der Zeit machen Autos genau das – Rumstehen.

Was für viele noch völlig utopisch klingt, ist in Utrecht schon Realität. Dort werden öffentliche Ladesäulen smart und bidirektional genutzt, der Strom kommt direkt von den Solarzellen, die auf dem Dach über den Ladesäulen angebracht sind. Damit sind die E-Autos Teil des öffentlichen Stromnetzes – und ihre Besitzer*innen verdienen tatsächlich Geld, wenn sie ihr Auto parken. Bis zu 1000 Euro im Jahr sind möglich, wenn es gut läuft.

Wo stehen wir in Deutschland?

Leider noch ganz am Anfang. Obwohl technisch gesehen schon alles da wäre: In asiatischen Ländern werden schon seit gut einem Jahrzehnt Stecker verbaut, die auf das bidirektionale Laden ausgerichtet sind. Nur sind diese CHAdeMO-Stecker in Europa kein Standard, sondern CCS-Stecker. Aber: Die CCS-Stecker sollen jetzt auch dazu “befähigt werden”, bidirektional laden zu können. Geeignete Wallboxen (Wandladestationen) gibt es ebenso wie kompatible Fahrzeuge (den ID.3 oder auch den Hyundai Ioniq 5) bereits auf dem Markt. Und einen Wechselrichter, der den im Auto genutzten und gespeicherten Gleichstrom in Wechselstrom wandelt, haben Besitzer von PV-Anlagen ohnehin schon zuhause – weil Solaranlagen Gleichstrom produzieren. Die größte Hürde ist nicht technischer, sondern regulatorischer Natur. Hier geht es noch um Normen, Zertifizierungen und um Fragen der energiewirtschaftlichen Regulierung, Datensicherheit und Steuern.

Vollgas im Parkmodus.

Politik und Industrie müssen jetzt Gas geben, um die verlorene Zeit zumindest teilweise aufzuholen. Denn das Potenzial der Technologie ist riesig – vor allem wenn man bedenkt, dass bis 2030 über 15 Millionen elektrische Autos auf den Straßen Deutschlands fahren oder eben rumstehen sollen. Kurze Rechnung: Das entspricht einer Speicherkapazität von 700 Millionen Kilowattstunden. Um die angestrebten 80 Prozent erneuerbarer Energien im Strommix zu erreichen, würden schon 10 bis 15 Prozent der E-Auto-Batterien für die notwendige Kurzzeitspeicherung ausreichen.
Deutschland käme seinen Klimazielen mit großen Schritten näher und die Verbraucher*innen wären nicht nur unabhängiger vom schwankenden Strommarkt, sondern würden den Fortschritt positiv im eigenen Geldbeutel merken.

→ Hat Ihr E-Auto einen CHAdeMO-Stecker?

Dieser Stecker wird vor allem von asiatischen Autoherstellern wie Honda, Mazda, Mitsubishi verwendet. Aber auch der Citroën Berlingo Electric und Peugeot Partner Electric haben beispielsweise einen CHAdeMO-Stecker und die VW ID-Modelle sollen auch umgerüstet werden.

→ Welche Wallbox haben Sie?

Um bidirektional laden zu können, brauchen Sie eine DC-Wallbox, also eine mit Gleichstromanschluss. Diese ist deutlich teurer als eine handelsübliche AC-Wallbox, dafür ist das Laden mit Gleichstrom deutlich schneller.

→ Ihre Vorteile:

Durch bidirektionales Laden könnten Sie energieautark werden und sich unabhängig von den Stromversorgern machen – Ihr Haus würde zum Mikro-Stromwerk! Außerdem sparen Sie Geld bei der Stromrechnung und nehmen in Zukunft eventuell sogar welches ein – dadurch, dass Ihr E-Auto im Stehen Strom ins Netz zurückspeist.

Über Otovo:

Otovo ist Europas führende Plattform für Solaranlagen. Otovo wurde 2016 gegründet und hat sich zuerst im Heimatland Norwegen etabliert, mittlerweile ist Otovo in Schweden, Frankreich, Spanien, Polen, Italien und in Deutschland verfügbar. Otovo hilft sowohl beim Kauf als auch der Miete von Solaranlagen. Die Plattform will den Zugang und die Nutzung von Solaranlagen für Privathaushalte vereinfachen und somit aktiv die Energiewende in Europa vorantreiben. Seit Februar 2021 ist Otovo an der Oslo Euronext Growth Stock Exchange gelistet.

        

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