Gira Produktmanager Martin Gremlica erklärt, wie der Hersteller mit seinem neuen Smarthome-Server X1 neue Zielgruppen erschließt und warum gerade weniger kundige Fachleute ihn optimal einsetzen können.

Das intelligente Haus: Der X1 ist die neue, günstige Smarthome-Zentrale von Gira. Welche Zielgruppe soll mit dem Produkt hauptsächlich erreicht werden?

Martin Gremlica: Unserer Zielgruppe, den Elektromeistern, konnte Gira in der Vergangenheit keine passende Lösung für die Logik- und Visualisierungsfunktionen in modernen KNX-Einfamilienhäusern anbieten. Der Homeserver ist für ein Standard-KNX-Einfamilienhaus zu umfangreich und zu komplex. Mit dem Gira X1 haben wir ein Produkt herausgebracht, das exakt auf Einfamilienhäuser zugeschnitten ist. Es wird mit Hilfe des intuitiven Gira-Projekt-Assistenten (GPA) parametriert. Damit wollen wir unsere
Elektromeister überzeugen.

Gira X1: Kein kleiner Bruder des Homeservers

Das intelligente Haus: Würden Sie den X1 als „kleinen Bruder“ des Home-Servers bezeichnen? Welche Eigenschaften fehlen ihm zum  Home-Server?

Martin Gremlica: Ich würde den X1 definitiv nicht als kleinen Bruder bezeichnen. Die Produkte differenzieren sich sehr stark im Zielobjekt und der Zielgruppe. Der X1 ist für den Elektromeister sehr einfach und schnell zu parametrieren. Die Funktionen sind aufs Einfamilienhaus zugeschnitten. Der Home-Server ist in größeren Objekten zuhause, beispielsweise in Villen oder Gewerbeobjekten. Seine Funktionen sind sehr umfangreich und lassen kaum Wünsche offen. Programmiert wird er meist von System-Integratoren.

Das intelligente Haus: Ist der X1 ein Produkt, das ähnlich dem Home-Server überwiegend von System-Integratoren eingesetzt wird oder gibt es dafür eine eigene, neue Vertriebsstruktur?

Martin Gremlica: Der X1 ist eindeutig für die Zielgruppe der Elektromeister ausgelegt. 

Deutlich geringerer Programmieraufwand

Das intelligente Haus: Der X1 ist ja in der Hardware deutlich günstiger als ein Home-Server. Wie verhält sich das zu erwartende Budget für Bauherren über die gesamte Planung, Programmierung, Installation und Hardware? Ist auch die Einrichtung mit weniger Aufwand verbunden? 

Martin Gremlica: Die Preisdifferenz zwischen den beiden Produkten beträgt gut 1300 Euro. Beim X1 kommt hinzu, dass die Projektierungszeit wesentlich geringer ist. Ein Elektromeister braucht im Schnitt für ein normales Einfamilienhaus etwa vier Stunden, um den X1 mit dem Gira-Projekt-Assistenten zu parametrieren (die KNX-Komponenten im X1 einzuprogrammieren, Anm. d. Red.). Ein Vergleich mit dem Homeserver ist so kaum möglich, da sich die Anwendungen, die etwa in Villen benötigt werden, meist stark von denen im Einfamilienhaus unterscheiden. Gira bietet eben für jeden Einsatzzweck das passende Produkt. Außerdem beinhaltet der X1 eine Schnittstelle, um die installierten KNX-Komponenten (z. B. Schaltaktoren, Dimmaktoren oder auch Tastsensoren) über das Netzwerk zu programmieren. Für einen sicheren Zugriff aus der Ferne bietet der X1 einen integrierten VPN-Server, um auf die eigene Gebäudesystemtechnik zuzugreifen – auch das ist für Einfamilienhäuser optimiert.

Das intelligente Haus: Wenn Elektriker den X1 einbauen und installieren, die bisher noch wenig Erfahrungen mit der Smarthome-Technik gemacht haben – wie macht man diese Fachbetriebe fit für den Umgang mit der Hausautomation? Ist die Programmierung mit dem X1 einfacher?

Martin Gremlica: Gira bietet Elektrikern ein großes Angebot an Schulungen, um ihre Kompetenz rund um das Smarthome auszubauen. Daneben können sie sich mit Gira und untereinander in der Gira-Community austauschen. Das Programmierungstool für den X1 heißt „Gira-Projekt-Assistent“ (GPA). Es ist speziell für einen intuitiven und zügigen Gebrauch entwickelt worden. Es bietet auch Video-Anleitungen, die Einsteigern in fünf Minuten helfen, eine Funktion zu erstellen und diese per mobilem Gerät zu bedienen. 

Einstellungsmöglichkeiten für den Nutzer

Das intelligente Haus: Kann der Bauherr am X1 selbst in die Automatisierung von Licht, Rollos, Heizung und so weiter eingreifen, so wie das ja in vielen Nachrüstsystemen der Fall ist?

Martin Gremlica: Wir wollen Endanwendern mehr Möglichkeiten zur Einbindung und Gestaltung innerhalb der App anbieten. Gestartet sind wir mit Einstellungen im Systemmenü, um ein eigenes Passwort zu vergeben, sowie mit der Gestaltung des Startbildschirms, um ein persönliches Startfenster in der Visualisierung anzulegen. Natürlich können Nutzer in der App des X1 auch selbst Zeitfunktionen für unterschiedliche Anwendungen anlegen und anpassen. Doch lassen Sie sich überraschen, wie wir dieses Thema in kommenden Updates künftig ausbauen werden.

Das intelligente Haus: Ist der X1 offen für Geräte aus dem Internet of Things, die viele Menschen ja schon besitzen und einbinden möchten – etwa Philips Hue, Osram Lightify, Sonos oder vorhandene Heizungssteuerungen?

Martin Gremlica: Ja, mithilfe des Logikeditors im X1 haben wir die Möglichkeit, spezielle Logikbausteine für Systeme wie etwa „Sonos“ zu entwickeln. Diese Logikbausteine kommunizieren mit solchen Systemen über die Ethernet-Schnittstelle. Das ist nur ein Beispiel für eine Steuerung über IP. Denkbar sind viele andere vernetzte Anwendungen. Damit ist der Gira X1 für die zukünftigen Anwendungen bestens gerüstet.

Das intelligente Haus: Neben kleineren KNX-Lösungen setzen ja manche Elektrobetriebe auch Funklösungen ein, wenn sie etwa bei Renovierungsarbeiten Smarthome-Technik nachrüsten. E-Net ist eine mögliche Nachrüstlösung, es gibt aber gerade unter den Funksystemen immer mehr Systeme, in denen der Elektriker nur Teile der Installation übernimmt, während der Kunde weitere Geräte selbst einbindet und etwa auch Szenen und Automatisierungen selbst programmiert. Hat Gira Pläne, sich auch in diesem Bereich zu engagieren – sozusagen als X1-Pendant im Funkbereich?

Martin Gremlica: Die Idee ist, dem Endanwender mithilfe des Elektrohandwerks mehr Möglichkeiten in der Selbstgestaltung ihrer Gebäude-automatisierung zu bieten. Das weckt beim Anwender natürlich Begeisterung für die Produkte und die Möglichkeiten eines modernen Smarthomes. Das könnte auch so weit gehen, dass der Endanwender – im Rahmen der zuvor durch den Elektromeister definierten Anwendungen und vernetzten Geräte – selbst Ereignis-Szenarien einbinden kann. In diese Richtung werden wir unsere Produktsortimente auch weiterhin entwickeln.

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