Digitalisierung allerorten: Nicht nur in Auto, Büro und Produktion – Internet und Smartphones erobern jetzt auch unser Zuhause. Beispiel Fenster im Smarthome – sie verbessern die Energieeffizienz, den Komfort und die Sicherheit.
Beim Thema Komfort steht das einfache Öffnen und Bedienen von Fenstern oder Rollläden auf der Wunschliste vieler Menschen. Bei schaltbaren Verglasungen z. B. kann die Transparenz stufenlos über die ganze Fensterfläche oder auch nur segmentweise verändert werden. Die Steuerung der gewünschten Tageslichtmenge ist per Taster, App, Sprachbefehl oder durch die Gebäudeautomation möglich. Die Gläser können im Wohnbereich als Verschattung oder Blendschutz eingesetzt werden. Bei Arbeitsplätzen direkt am Fenster ist oft noch ein zusätzlicher Blendschutz notwendig.
Bei der Sicherheit geht es um Einbruch-, Bewegungs- und Glasbruchmelder in Fenstern. Diese sind idealerweise mit einer Alarmsirene verbunden und aktivieren bei einer – durch die Intelligenz der Steuerung –erkannten Gefahr ein Anwesenheitsszenario. Dann wird in ausgewählten Räumen das Licht angeschaltet, und die Rollläden werden geöffnet, um so die Anwesenheit von Personen zu simulieren – das schreckt die meisten Einbrecher ab!

Eine gesündere Luftqualität in Räumen erhält man, wenn der Sensor eine Überschreitung der Grenzwerte für Kohlendioxid oder Luftfeuchte meldet und sich die Fenster automatisch öffnen. Das geht aber auch anders herum, wenn die Luft draußen schlechter ist als drinnen oder Regen und Sturm drohen. Ist die Fenstersteuerung mit der Heizung gekoppelt und diese bei offenen Fenstern deaktiviert, bedeutet das bis zu zehn Prozent weniger Energiekosten.
Systeme
Gastautor Jürgen Benitz-Wildenburg

leitet im ift Rosenheim (Institut für Fenstertechnik e.V.) den Bereich PR-Kommunikation. Als Schreiner, Holzbauingenieur und Marketingexperte ist er seit über 30 Jahren in der Holz- und Fensterbranche in verschiedenen Funktionen tätig.Als Lehrbeauftragter, Referent und Autor gibt er seine Kenntnisse weiter.

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Wichtig: Erwartungen definieren
Bei diesen vielen Möglichkeiten ist es wichtig, dass der Bauherr oder Nutzer seine Wünsche und Erwartungen analysiert und definiert, damit das System passend ausgelegt wird. Hilfe bietet hier das Online Tool des Instituts für Gebäudetechnik für die Planung von Smarthome-Anwendungen. Das Ziel muss es sein, dass der Alltag der Bewohner einfacher, sicherer und gesünder wird, und die Zeitersparnis nicht eine komplizierte Bedienung „auffrisst“.
- Systemübersicht: Smarte Sicherheitslösungen
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Eine Studie des Fachbereichs Gebäudeautomation der Hochschule Rosenheim zeigt, dass die meisten Nutzer leicht bedienbare und installierbare Smarthome-Funktionen wollen. Eine Ausstattung von Fenstern mit funkgesteuerten Einbruch- und Glasbruchsensoren beispielsweise erfordert keine Verlegung von Leitungen und verbessert schnell die Sicherheit. Warum sollte man also nicht Fenster mit einem Sensor oder einem Fenstergriff ausstatten, der den Zustand offen/geschlossen/gekippt erfasst und bei einem Einbruchversuch einen Alarm aktiviert beziehungsweise an das Smartphone meldet?
Grundsätzlich sind für Bauelemente mit elektrischen Komponenten folgende Aspekte bei der Produktwahl zu bedenken:
- Die Installation und Konfiguration sollte per „Plug-and-Play“ erfolgen und so einfach sein, dass diese nach Einweisung auch vom Bauherrn zu bedienen ist
- Hohe Zuverlässigkeit und Dauerhaftigkeit (Garantie für Ersatzteile, Service und Updates) für die Smarthome-Komponenten für zehn bis 15 Jahre, weil die Lebensdauer von Fenstern mindestens 20 bis 30 Jahre betragen sollte
- Ausreichende Kabellänge, die bis zur nächsten elektrischen Anschlussdose reicht
- Kabelführung mit geschütztem Verlauf im Fensterprofil ohne Knickung und scharfe Kanten
- Vermeidung von Zugbelastung der Kabel durch Bewegungen (Planung beweglicher Kabelübergänge)
- Feuchteschutz aller elektrischen Bauteile (Achtung Tauwasser) nach ift-Richtlinie EL 01 „Elektronik in Fenstern, Türen und Fassaden“, weil die IP-Schutzklassen die Gefährdung durch Tauwasser nicht berücksichtigen.
Wo sitzt die Intelligenz?
Eine ganz wichtige Frage ist, wo die Daten gespeichert werden und wo die Intelligenz sitzt. Bei Amazon Alexa und anderen online-basierten Systemen werden die Daten der Sensoren an einen externen Server gesendet, dort verarbeitet und dann zurück an den Aktor geschickt. Was auf dem Weg dorthin und im externen Server mit den Daten passiert, ist unbekannt. Außerdem funktioniert das Smarthome-System nur bei einer bestehenden Internetverbindung. Deshalb sind Systeme, bei denen die Intelligenz im hauseigenen Smarthome-Server oder in den Steuergeräten selbst integriert ist, grundsätzlich sicherer. Allerdings können externe Server intelligenter sein, weil die Daten und Nutzungsgewohnheiten vieler Menschen hinterlegt sind und die Rechenleistung größer ist. Es kann auch bei hausinternen Servern sinnvoll sein, bestimmte Daten auf sichere Cloudspeicher auszulagern, beispielsweise Videodateien von Überwachungskameras. Damit ist ein Zugriff auf die Daten möglich, auch wenn der Strom ausfällt oder der Server bei einem Einbruch zerstört wird.

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